Kur-ioses

Wir wissen ja, Alexander hat seine erste Kur. Jetzt allerdings hinter sich. Ich erkenne ihn nur mühsam wieder. Zwar glaube ich ihm, dass er keinen Kurschatten nötig hatte (oder fand). Aber trotzdem ist er in die Hände von stark prägenden Personen gefallen. Frauen. Als ich ihn jetzt sprechen wollte und wie immer an sein Büro klopfte, rief er zwar „Herein“, aber angestrengter, gar nicht so freundlich. Geschweige entspannt wie nach einer Kur erwartet. Dafür lag er auf dem Teppichboden und seine Füße auf einem roten Gymnastikball. „Empfehlung von Frau Jütte“, ächzte Alexander, „meine Physiotherapeutin. "Und während er das rechte Bein hob (bei leicht gehobenem Becken!), fragte er mich, womit er dienen könne. Während ich ihm das sagte, wechselte er das Bein auf dem Ball, legte das Becken ab und lud mich ein, es ihm gleich zu tun. Von der anderen Ballseite aus. „Uber die PC-Neuausstattung im Rahmen des Neubaus können wir auch reden und gleichzeitig die Gesundheit pflegen", war Alexanders Meinung. Eva-Maria war kurz vor dem Abendvortrag bei ihm drin und traf ihn im Sitzen, verschnürt mit einem gelben Terra-Band, aus dem er sich offenbar zu befreien versuchte, denn er strampelte gegen an, oben und unten. Als Eva-Maria ihn fragte, ob sie irgendwie helfen könne, ist er fast unhöflich geworden. „Frau Jütte sagt, nur wenn ich's bequem allein schaffe, erstarkt der Muskel", klärte er sie ungeduldig auf, weil auch diese Selbstfesselung zu Alexanders Gesundheitsreform gehöre. Außerdem redet Alexander von einer Frau Schmitz und ihren Massagen mit gleichzeitiger Heimatkunde über Hexenkult, wovon er auch viel gelernt habe...Mit einem Wort: Alexanders Wesen hat sich verändert. Ein Kurschatten erscheint mir wesentlich weniger wesensverfremdend als diese Kur mit den Therapeutinnen. Übermorgen bin ich wieder zur Teambesprechung bei ihm, Mal sehen, ob er mich im Liegen oder Stehen empfängt. Seine Frau sagt auch nicht mal im Bett liegt er mehr normal. Sondern macht solche Sachen. Kurios, Alexanders Kur-Folgen.

11. März 2003